Die Dritte – gibt’s die noch?
Um die Frage gleich zu beantworten: Ja, die gibt es tatsächlich noch, und die haben auch echte Meisterschaftsspiele ausgetragen. Auch wenn das so manchen Leser dieser Zeilen überraschen dürfte – schließlich existierte die Dritte im letzten Spieljahr so ziemlich außerhalb des allgemeinen HSG-Fokus, da die Heimspiele fast ausnahmslos ohne Anbindung an irgendwelche anderen Teams aus RöFo ausgetragen werden mussten. Das war ein bisschen wie die vergessene Welt im gleichnamigen Roman von Arthur Conan Doyle, oder wie im Hollywood-Schinken Jurassic Park. Der Fairness halber müssen die „Handball-Dinos“ allerdings auch einräumen: Obwohl der Ehrgeiz immer noch als lodernde Flamme in dem ein oder anderen Spieler brennt, unterschiedet sich das aufs Parkett Gezauberte doch ein wenig von dem, was die Zuschauer von „früher“ kennen: Das Tempo hat sich gewandelt, die Bewegungen sind nicht mehr ganz so geschmeidig und die Bereitschaft, sich den zu erwartenden Schmerzen beim Aufprall auf den Boden auszusetzen, hat auch abgenommen. Doch die Erfahrung aus Jahren – ach was, Jahrzehnten! – Regionalliga, Oberliga und Verbandsliga (ja, da haben die Jungs allesamt mal gespielt und sich ihre Schlagzeilen in den lokalen Gazetten verdient) blitzt immer wieder mal auf. Und wenn es darum geht, eine ordentliche 6:0-Deckung auf die Beine zu stellen, beißen sich selbst die Top-Teams der Liga regelmäßig die Zähne aus – gelernt ist eben gelernt!
Mit dieser Abwehrstärke beginnt auch der Rückblick auf die vergangene Saison: Unterm Strich stellten wir den drittstärksten Abwehrverbund der Klasse in einer Spielzeit, die eigentlich eine gemütliche werden sollte. Denn im Jahr zuvor waren wir wegen ein paar weniger erzielten Tore in die höchste 3. Kreisklasse aller Zeiten abgestiegen, und wir erwarteten ein lässiges Jahr gegen schwächere Teams, die vielleicht auch vom Alter her uns entgegen kamen. Das war eine ganz schöne Fehleinschätzung! Denn in unserer neuen Klasse tummelten sich zwei 1. Mannschaften und eine Reihe ambitionierter Nachwuchs-Mannschaften, die unterm Strich engagierter Handball spielten als die Mannschaften in der höheren Klasse ein Jahr zuvor. Es war also nix mit gemütlich durch die Liga segeln, stattdessen kam es in manchen Spielen mit dünner Besetzung zu für uns unschönen Erlebnissen und Ergebnissen, statt einer Top-Platzierung reichte es trotz der erwähnten guten Abwehrleistung am Ende nur zu einem Mittelfeldrang.
In der neuen Saison treffen wir wieder auf zwei erste Mannschaften, die sicherlich einiges vorhaben. Das wird für uns erst einmal nicht leichter. Doch hoffen wir her auf die Strahl- und Anziehungskraft der besonderen Spielweise auf etwas jüngere Spieler, die uns unterstützen möchten und sich das ein oder andere von den alten Recken abgucken können und wollen – vielleicht nicht gerade das Tempospiel, für das diese Truppe einstmals in der Oberliga gefürchtet war, doch wenn es um cleveres Deckungsverhalten geht, haben die Burschen noch eine Menge zu erzählen. Und für den ein oder anderen potenziellen Zuschauer der Vorschlag: Auch „Jurassic Park“ schaut man sich gerne ein zweites oder drittes Mal an…
Thilo Kozik