Nach einer Woche Unterbrechung unserer Interview Reihe haben wir diese Woche den Stammesältesten für euch.
Markus Spiolek berichtet wie seine unzähligen Spitznamen zu Stande gekommen sind, welches Ritual sich vor seinen Spielen entwickelt hat und beantwortet, ob dies wirklich seine letzte Saison am Halfenhof war.
Viel Spaß!
Der nächste Lockdown kommt, die Saison ist auf unbestimmte Zeit unterbrochen! In deiner langen Karriere als Handballer ist vergleichbares noch nie passiert. Wie gehst du damit um und wie denkst du wird die Saison gewertet? Was fändest du fair?
Markus Spiolek: Naja, die Situation könnte schon einfacher sein. Ich versuche mich wenigstens etwas fit zu halten, falls es dann doch irgendwann hoffentlich weitergeht, auch wenn mir das jetzt keiner glaubt. (lacht) Diese Ungewissheit nervt schon.
Wie die Saison am Ende gewertet wird, kann man momentan schwer sagen. Ich denke nicht, dass alle Spiele komplett nachgeholt/gespielt werden, eventuell spielt man die Hinrunde zu Ende und wertet dann die Tabelle. Falls das nicht funktioniert, sollte man die Saison einfach annullieren und nächstes Jahr neu starten.
„Für die Zukunft muss ich mir ja auch keine Sorgen machen, […]“
Vor der Saison wurde verkündet, dass dies deine letzte Saison werden soll. Die jungen Wilden sollen deinen Platz übernehmen, du hast dir den Handballruhestand gewünscht. Mal Hand aufs Herz, war das wirklich dein letztes Jahr 1. Herren am Halfenhof?
Markus Spiolek: Ja die Entscheidung steht für mich momentan fest. Man merkt irgendwann, dass die Knochen etwas länger wehtun und das Aufraffen für das Training wird auch nicht leichter, auch wenn es doch noch viel Spaß macht. Sobald es diese Saison weitergeht, knie ich mich aber natürlich nochmal voll rein, um etwas zum Erfolg beizutragen.
Für die Zukunft muss ich mir ja auch keine Sorgen machen, das Team ist bei Jan und Hendrik in sehr guten Händen. ?
Genau an diesem Halfenhof bist du eine Art Legende geworden, das kann man tatsächlich so sagen. Wie empfindest du diesen Status bzw. was löst das in dir aus? Und was macht eigentlich mehr Spaß? Samstags abends die Kiste vernageln oder es, nach ein paar Bierchen im Steinis, jedem unter die Nase zu reiben?
Markus Spiolek: So einen Status zu haben ist schon ganz cool. Ich spiele seit 1993 im Verein und habe seitdem alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Vor einiger Zeit sah es um den ganzen Handball in Forsbach leider nicht so gut aus, allerdings wurde das Ruder rumgerissen und die letzten Jahre waren mit mehreren Aufstiegen sehr erfolgreich. Hier bei allem komplett dabei gewesen zu sein hat den Status ja erst so ein bisschen erschaffen. Das macht einen dann etwas stolz, muss ich zugeben. ?
Zu deiner zweiten Frage: am Ende des Tages macht das Spielen mehr Spaß, obwohl das Bierchen danach im Steini’s durchaus seine Vorteile hat.
Unterstrichen wird dieser Status auch durch deine unzähligen Spitznamen. Spio, Pulpo, Big M, Mighty Markus, Mayo Magier sind nur eine kleine Auswahl davon. Kannst du uns etwas zur Entstehung dieser Namen erzählen?
Markus Spiolek: Stimmt, Spitznamen habe ich mittlerweile einige bekommen. Spio kommt offensichtlich von meinem Nachnamen. Pulpo ist damals im Vorgänger vom Steini’s entstanden. Hier hatte mich der Wirt nach einem doch sehr guten Spiel mal „pulpo“ (spanisch für Oktopus) genannt, das ist dann bei allen irgendwie klebengeblieben.
Die anderen beiden kommen mein ich von Tolga Eker. Ich bin nun mal kein vollschlankes Model. ?
Zu dem Thema Mayo Magier sag ich nur 10€ Wette und McDonalds. (lacht) Bin da aber kläglich gescheitert!
Ein Vögelchen hat uns gezwitschert, dass du ein besonderes Ritual vor den Spielen hast und dass es einen Platz in der Kabine gibt, auf den man sich besser nicht setzen sollte.
Stimmt das?
Markus Spiolek: Ja das stimmt beides. Ich denke bei vielen Spielern entwickeln sich mit den Jahren Rituale, die vor dem Spiel immer so ablaufen sollten. Bei mir wurde es da halt die Thunfischpizza als Mittagessen vorm Spiel. (grinst)
Obwohl ich auch Bälle halte, wenn ich die mal nicht esse.
Generell hat es sich so etabliert, dass der Eckplatz in der Kabine meiner ist. Wenn sich da mal ein anderer hinsetzt muss er eben aufstehen, die Macht des Ältesten!
„In meiner Generation spielen Instagram und Co. nicht so eine große Rolle, […]“
Deine Trainer möchten wissen, ob man in der Mannschaft einen Unterschied zwischen den 80er und 90-2000er Jahrgängen erkennen kann? Auf und neben dem Feld natürlich.
Markus Spiolek: Ich finde, dass die Unterschiede auf dem Feld jetzt nicht groß sind. Die Jungs haben alle was drauf, hier fällt also keiner ab. Der Unterschied kommt hier eher zustande, wenn man neu in die Herren kommt. Das war auch bei uns so, als wir vor ein paar Jahren viele neue Junge dazubekommen haben. Da fehlte einfach die Erfahrung und es wurde oft zu hektisch auf dem Feld. Das legt sich aber mit der Zeit und ist jetzt kein Faktor mehr. Viele enge Spiele konnten wir so für uns entscheiden.
Neben dem Feld finde ich, ist vor allem Social Media ein großer Unterschied. In meiner Generation spielen Instagram und Co. nicht so eine große Rolle, das ist bei den Jüngeren schon anders.
Ansonsten trinken alle Jahrgänge gerne mal ein Bierchen, hier hat sich also nichts geändert. (lacht)
Außerdem fragt Gregor, ob du ihm schon die Aufwärmrunde auf der Tartan Bahn im Trainingslager verziehen hast? Wichtige Randnotiz: Beginn war um 8:00 Uhr morgens!
Markus Spiolek: NEIN! (lacht)
Deine große Liebe Werder Bremen macht momentan weniger glorreiche Zeiten durch. Mit welchem Spieler hättest du aber gerne mal für ein Training getauscht und welcher Werder-Mannschaft hat es am meisten Spaß gemacht zu zuschauen?
Ja momentan sind die Zeiten leider nicht so glorreich und es geht generell eigentlich nur gegen den Abstieg. Die letzten Jahre ist das zum Glück aber gut gegangen, obwohl es schwieriger wurde seitdem der HSV nicht mehr da ist.
Bisher konnten wir zum Glück immer 2 Mannschaften finden, die etwas schlechter waren und auch dieses Jahr siehts da, zu Hendriks Leidwesen, ganz gut aus.
Am meisten Spaß beim Zuschauen hatte ich damals in den Jahren rund um Johan Micoud. Da haben wir den letzten Meistertitel geholt, war also keine so schlechte Zeit.
Die Phase Diego und Özil konnte man sich aber gut anschauen.
Ich habe keinen speziellen Spieler, mit dem ich tauschen würde, glaube aber in einer Mannschaft mit Pizarro zu trainieren, wäre schon ganz lustig gewesen.
Mal ganz trocken: Warum eigentlich Torwart?!
Markus Spiolek: Angefangen habe ich das Handballspielen tatsächlich auf dem Feld, hatte mit dem Tor also zu Beginn wenig zu tun. In die Kiste musste ich erst in der C-Jugend, als sich unser Torwart verletzt hat und wir sonst keinen mehr hatten. Das hat mir dann so viel Spaß gemacht das ich einfach dringeblieben bin.
Außerdem muss man im Tor nicht so viel laufen, auch ein Vorteil dieser Position. (grinst)
„Als gesamte HSG ist es wichtig, dass wir wieder viele junge Menschen für den Sport begeistern können […]“
Nun die Frage, die wir jedem gestellt haben: Wie würdest du deine zukünftigen Ziele mit der 1. Herren und der HSG benennen?
Markus Spiolek: Meine persönlichen Ziele sind da wahrscheinlich etwas anders als bei meinen Mitspielern, da dies ja mein letztes Jahr ist. Ich will die Zeit noch genießen und wenn es doch mit der Saison weitergeht natürlich zum Erfolg beitragen. Mal schauen, wo wir am Ende landen! ?
Die Mannschaft hat auf jeden Fall das Potential den Aufstieg in die Oberliga zu schaffen und sich dort auch in Zukunft zu etablieren. Das sollte meines Erachtens auch das langfriste Ziel der 1. Herren sein.
Als gesamte HSG ist es wichtig, dass wir wieder viele junge Menschen für den Sport begeistern können und auch eine 1. Herren haben die für die Kids als Vorbilder dienen, um dieses Level zu erreichen oder auch noch besser zu werden.
Damit hast du es geschafft! Vielen Dank, Markus. Frohe Weihnachten und bis im nächsten Jahr, wenn dein Nachname hoffentlich wieder durch die Halle tönt.
Markus Spiolek: Gerne gemacht. Frohe Weihnachten und guten Rutsch!