Diesen Monat möchten wir euch eine Geschichte vorstellen, die einzigartiger nicht sein könnte!
Die Person, der diese Geschichte passiert ist, ist für uns unsere Person des Monats Dezember.
Es handelt sich um Severin Räusch. In diesem Beitrag bekommt ihr Einblicke in seine Anfänge als Handballer in diesem Verein, seinen Unfall und wie es ihm heute, knapp 3 Jahre danach, geht.
Den ersten Kontakt mit dem Ball hatte Severin Räusch im Alter von 5 Jahren bei unseren Nachbarn dem Wahlscheider TV. Zeitgleich spielte er auch Fußball und Tennis, schon als kleiner Junge fand er gefallen an verschiedenen Sportarten und war in diesen recht talentiert. Früh merkte er jedoch, dass er gerade im Handball etwas mehr draufhat als andere in seinem Alter.
In der D-Jugend wechselte er dann zum SV Union Rösrath. Dort spielte er 3 Jahre, ehe in seinem 2. C-Jugend Jahrgang die HSG Rösrath/Forsbach gegründet wurde und er für die C1 spielen sollte, mit dem Ziel sich für die Oberliga zu qualifizieren.
„Mein erster Gedanke über die HSG und die neue Mannschaft war: Ui ganz schön viele Forsbacher. Jungs, denen man, aus den Derbys zuvor, sportlich eher weniger erfolgreiche Zeiten gewünscht hat, waren von nun an meine Teamkameraden. Aber die Vorfreude auf ein qualitativ gutes Team überwog und so kam auch schnell der Erfolg. Wir packten die Qualifikation für die Oberliga und von nun an hießen die Gegner VFL Gummersbach, oder Bayer Dormagen. Außerdem wurden aus einigen dieser Mitspieler Freunde fürs Leben!“, blickt Severin zurück.
Ab dann spielte Severin regelmäßig in den obersten Ligen des Kreises mit. Das Highlight für ihn war sein letztes A-Jugend Jahr in der Jugend Nordrheinliga.
„Das Team war wirklich super, einfach eine geile Zeit, die ich manchmal doch vermisse! Das letzte Jahr A-Jugend Nordrheinliga war eine geeignete Bühne, um eine großartige Jugendzeit abzuschließen. Auch wenn wir nicht so erfolgreich waren in diesem Jahr, war es dennoch etwas Besonderes für diesen Verein.“, schwelgt er in Erinnerung.
Nach dem Abi 2016 setzte Severin den Handball auf Stand-by, hin und wieder half er in der 2. Herren aus, trainierte in der 1. Herren mit, wurde aber schon für die nächste Saison fest eingeplant.
Warum erst für die kommende Saison? Severin hatte sich vorgenommen ein Auslandsjahr zu machen. Sein Ziel: Kanada!
Im März 2017 flog er dann gemeinsam mit Nick Kutter, einem weiteren Spieler der 1. Herren, nach New York, später ging es weiter nach Toronto, wo beide für einige Monate lebten und sich als Dishwasher ausprobierten. Hier und da wurden sie auch mal zum Kitchen Chef, aber das ist eine andere Story.
Weiter ging es nach Banff, einer wunderschönen Kleinstadt in Mitten der Rocky Mountains. Hier trennten sich ihre Wege und Severin reiste weiter über Vancouver, entlang der Westküste der USA und machte sogar einen Abstecher nach Hawaii, seinem selbsterklärten Traumziel.
„Was mich am meisten beeindruckt hat in dieser Zeit, waren die Menschen in Kanada. Dort herrscht REINES Teamwork und keiner wird zurückgelassen. Durchaus vergleichbar mit dem Vereinsleben bei der HSG! Ein Zusammenhalt, den ich mir innerhalb der Gesellschaft in Deutschland auch wünschen würde, wenn ich ehrlich bin.“
Zum Ablauf des Visums, welches genau einen Tag vor Weiberfastnacht endete, war es dann Zeit für einen kölschen Jung heimzukehren.
Eine feucht fröhliche Heimkehr endete jedoch mit einem üblen Schicksalsschlag.
Nach einer Rosenmontagsparty mit seinen Freunden, wollte er von Siegburg aus nach Hause laufen. Wenn man sich einmal bildlich vor Augen führt, wie man den Weg von einer Karnevalsfeier nach Hause antritt, dann war dies ungefähr genauso, wie ihn Severin angetreten hat. Jedenfalls nicht gradlinig.
In dieser Nacht wurde Severin in einen heftigen Unfall verwickelt, bei dem ihn ein Auto mit erhöhter Geschwindigkeit erfasste. Was daraufhin passierte, weiß Severin bis heute nicht.
Laut dem Bericht der Notfall-Sanitäter, wurde er mit einem RTW in die Uniklinik Bonn gefahren.
Hier retteten ihm die Ärzte im wahrsten Sinne des Wortes das Leben. Er verbrachte 2 Wochen im künstlichen Koma und 5 Wochen auf der Intensivstation. Später wurde er in das Reha Zentrum nach Bad Godesberg verlegt.
Die 1. Herren der HSG, in die Severin nach Karneval wieder einsteigen sollte, befand sich zu diesem Zeitpunkt im Aufstiegskampf um die Landesliga.
„Das war natürlich ein Schock für uns alle, an Handballtraining war in dieser Woche nicht zu denken. Am Wochenende ging es gegen die Nachbarn aus Refrath/Hand, dort haben wir ein stückweit auch für ihn gespielt. Wir waren uns sicher, dass er gewollt hätte, dass wir dort unser Bestes geben, auch wenn es schwierig war.“, erinnert sich Nick Kutter.
Nachdem sein Zustand, den Umständen entsprechend, wieder stabil war, kämpfte sich Severin innerhalb von 4 ½ Monaten zurück ins Leben und das sogar mit halbintakter Schädeldecke. Severin müsste alles von der Pike auf neu erlernen. Durch tägliche Ergo-, Logo- und Physiotherapien, erreichte er nach wenigen Monaten riesige Fortschritte. Für uns alltägliche Dinge, wie Essen, Laufen oder Sprechen, stellten für ihn eine riesige Herausforderung dar.
„Meine Freunde haben mich in dieser Zeit phänomenal unterstützt und einen Wochenplan erstellt, um mich täglich in der Reha zu besuchen. Wer mich kennt, weiß über meinen Drang ununterbrochen zu labern und der wurde durch die Besuche meiner Freunde immer weiter verstärkt. Aber man kann generell sagen, dass die Besuche mir die Motivation gegeben, meine Ziele zu erreichen, um mein Leben wieder so leben zu können, wie vor dem Unfall. Liebe geht raus!“
2 ½ Jahre nach dem Unfall, unmittelbar nach seiner letzten OP, konnte er dieses Kapitel abschließen und sich neuen Zielen in seinem Leben widmen. Wie man aus seiner Jugendzeit herauslesen kann, ist Severin ein äußerst sportbegeisterter junger Mann. Deshalb absolvierte er den Eignungstest der Sport Hochschule Köln schon vor seinem Auslandsjahr und sicherte sich damit für die nächsten 3 Jahre einen Platz an der SpoHo. Rechtzeitig fit geworden, begann er sein Studium just in time am 01.04.2020.
Auch den Handball verlor er nie aus den Augen. Besonders für die HSG, die ihm auch in den schweren Zeiten zur Seite stand, wollte er sich engagieren. Da es leider als Spieler momentan noch nicht funktioniert, übernahm der frühere Linksaußen eine freigewordene Trainerstelle in der E-Jugend. Gemeinsam mit Hendrik Kraus und seinem ehemaligen Mitspieler Till Bittner, bildet er nun den HSG Nachwuchs aus und sorgt für eine Menge Spaß beim Training, denn der stand für ihn auch immer im Vordergrund.
„Als Trainer einer unteren Jugendmannschaft ist es besonders schön zu sehen, wie schnell die Kinder Fortschritte im Handball machen und dazu lernen. Das macht wirklich Spaß! Und wer weiß? Vielleicht sehen wir einen von den Kids irgendwann mal in der Handball Bundesliga.“
Wir als HSG freuen uns sehr, dass Severin nie den Ehrgeiz verloren hat, sich nach einem solchen Unfall zurück zu kämpfen. Dass er 3 Jahre danach schon wieder Sport studieren kann und sich als Handballtrainer engagiert, verdient höchsten Respekt und genau deshalb bist du unsere Person des Monats Dezember!
Abschließen wollen wir mit den Worten, die auch zu der gegenwärtigen Zeit gut passen:
„Sei dankbar dafür, dass du Handball spielen kannst. Das ist nicht selbstverständlich.“