Einen Tag nach dem WM-Finale und dem frisch gekürten Weltmeister aus Dänemark haben wir wieder ein Interview für euch parat. Heute zu Gast ist unsere Nummer 7 Yannick Müller. Bekannt dafür, dahin zu gehen, wo es weh tut, beantwortet der 25-jährige Kreisläufer euch was er an seiner Position so gut findet, berichtet aber auch von einem Kapitel, in dem ihm Schmerzen große Schwierigkeiten bereitet haben. Welche Schlagzeile er gerne mal über die HSG lesen würde und vieles mehr erfahrt ihr in dem Interview.
Viel Spaß!
Hallo, Yannick!
Yannick Müller: Danke für die Einladung, ich freue mich auf die Fragen.
Für die HSG bist du nicht nur als Spieler, sondern auch hinter den Kulissen eine wichtige Persönlichkeit. Bis vor kurzem hattest du noch das Amt des Abteilungsleiters Handball in unserem Stammverein SV Union Rösrath inne. Dieses Amt übernimmt seit Beginn des Jahres Alex Tsotsonos. Du bleibst dem Vorstand in unterstützender Form aber erhalten. Wie lautet dein neues Aufgabengebiet?
Yannick Müller: Zunächst möchte ich mich bei Alex dafür bedanken, dass er die Abteilungsleitung übernommen hat. Wir kennen uns schon lange, wir haben sogar gemeinsam die Schulbank gedrückt. In Dünnwald hat er eine hervorragende Arbeit geleistet. Ich bin froh, dass wir ihn für uns gewinnen konnten.
Ich kümmere mich gemeinsam mit Inge Block um die Finanzen. Da ich hauptberuflich in dem Metier arbeite, passt das sehr gut. Uns steht viel Arbeit bevor. Wir möchten unsere Übungsleiter gut ausbilden und ihren Aufwand gerecht entschädigen. Wir möchten mehr Kinder für Handball begeistern, doch der klassische Vereinssport steht einer Zeit mit Ganztagsschulen konträr gegenüber. Darauf müssen wir reagieren. Und natürlich haben wir auch in Erster und Zweiter Mannschaft sehr viel vor, alles erfordert einen hohen finanziellen Aufwand. Die HSG steht auf einer finanziell soliden Basis. Inge und ich sorgen dafür, dass das auch so bleibt.
„Ich bin echt froh, wenn ich wieder ins CleverFit gehen kann.“
Job, Politik, Vorstandsfunktion, Handball und dazu noch regelmäßig ins Gym bzw. momentan das Lauf-Ranking der 1. Herren anführen. Wie schaffst du alles unter einen Hut zu bekommen?
Yannick Müller: Ach, das geht schon. Wichtig ist ja, dass einem die Dinge Spaß machen. Und das tun sie allesamt. Außerdem bin ich jemand, der täglich „Action“ braucht. Es bleibt aber immer noch genügend Zeit für ein Leben neben Job, Politik und Sport. Tatsächlich kann ich beim Sport besser abschalten als auf der Couch. Wobei mir Joggen ehrlich gesagt keinen Spaß macht, da wollte ich nur das Ranking anführen. Ich bin echt froh, wenn ich wieder ins CleverFit gehen kann.
Auch auf dem Feld zeigt sich, dass du ein wahrer Dauerbrenner bist. Kein Spieler hat diese Saison mehr Spielminuten gesammelt. Deine Position ist in der Offensive am Kreis und in der Defensive der Mittelblock. Was macht dir persönlich mehr Spaß? Tore werfen oder hinten den Laden dicht zu halten?
Yannick Müller: Puuh, gute Frage. Ich bevorzuge den direkten Austausch mit dem Gegenspieler und in beiden Fällen bin ich direkt inmitten des Geschehens. Grundsätzlich macht ja austeilen mehr Spaß als einstecken, aber das eine geht eben nicht ohne das andere.
Kreis und Mittelblock schön und gut. Wann schaffst du es endlich den Coach zu überzeugen, dass du auf Halb Links gehörst?
Yannick Müller: Ich biete mich regelmäßig im Training an. Bisher hat mir der Trainer noch keine Chance gegeben.
„Wir brauchen diesen positiven Konkurrenzkampf in der Mannschaft.“
Mit Niklas Basener haben wir vor der Saison ein junges Kreisläufer Talent verpflichten können. Der 22-jährige konnte dir leider noch keine Minuten auf dem Feld abnehmen, aufgrund seiner langwierigen Verletzung, macht dir aber in punkto Bizeps Größe ordentlich Druck. Mal Butter bei die Fische, wer hat den größten Oberarm der Mannschaft?
Yannick Müller: Seit Tolga Eker sich in die 2. Herren verabschiedet hat, ist das Rennen wieder offen. (lacht) Aber ich kann es kaum erwarten, mit Niklas zusammen unseren neuen Kraftraum einzuweihen. Mal im Ernst, mit Niklas Basener haben wir einen sehr guten Kreisläufer dazugewonnen. Seine Leistungen in der Saisonvorbereitung waren richtig stark und ich hoffe, dass er schnell wieder fit wird. Er ist ein klasse Typ der super ins Team passt. Wir brauchen diesen positiven Konkurrenzkampf in der Mannschaft.
Welche Zeitungsschlagzeile möchtest du in Zukunft mal über dich oder die HSG lesen?
Yannick Müller: „Endlich wieder Oberliga-Handball am Halfenhof“
Auch für dich gibt es wieder ein „Entweder… Oder…“: Mannschaftstour 2022 nach Mallorca oder Mannschaftstour 2022 in den Schnee und die Berge?
Yannick Müller: Am liebsten Beides. Ich würde mir wirklich wünschen, dass uns der Spielplan irgendwann mal eine Ski-Tour ermöglicht. Ansonsten hoffe ich, dass wir bald wieder die Insel unsicher machen können.
Vor einigen Jahren sah es um deine persönliche Karriere nicht allzu rosig aus. Eine Rückenverletzung bereitete dir lange Zeit Probleme. Was war da genau das Problem, wie hat man dies wieder in den Griff bekommen und wie geht es dir heute? Bist du mittlerweile wieder komplett schmerzfrei?
Yannick Müller: Da muss ich mich vor allem bei unserem Co-Trainer und Physio Markus Dreher bedanken. Ich glaube, dass ich ohne seine physiologische Betreuung heute kein Handball mehr spielen würde. Die medizinische Betreuung im Verein war zu der Zeit noch nicht so optimal wie heute. Ich war wegen meiner Rückenbeschwerden bei diversen Orthopäden, aber keiner konnte mir wirklich helfen. Manche legten mir sogar nahe, mit Handball aufzuhören. Erzähl das mal einem 21-jährigen Sportverrückten. Erst durch Markus‘ intensive Behandlung konnten wir feststellen, was überhaupt los war und was zu tun ist. Er hat sich sehr viel Zeit für mich genommen und mir immer wieder eingeredet, dass alles gut wird. Er hatte recht, ich bin komplett schmerzfrei und die Beschwerden sind nie wieder aufgetreten.
„[…] ich will in jedem Trainingsspiel gewinnen. […] diese Mentalität wird unsere Mannschaft zum Erfolg führen.“
Eher ungewöhnlich für deinen Jahrgang ist das sportliche Vorbild Stefan Effenberg. Ich meine beim Fußball erkennt man da schon Parallelen, aber was hat die Faszination für den Tiger ausgelöst?
Yannick Müller: Die Bayern haben 2001 mit Stefan Effenberg als Kapitän die Champions League geholt. In meinem Kinderzimmer hing dann über meinem Bett jahrelang ein Poster von Effenberg, wie er den Pokal hochstemmt. Ich finde, dass er sinnbildlich für den unbedingten Siegeswillen der Bayern stand. Davon versuche ich mir etwas abzuschauen. Ich bin vielleicht nicht der talentierteste Handballer im Team, aber ich will in jedem Trainingsspiel gewinnen. Im Training ist es bestimmt nicht immer einfach mit mir, aber diese Mentalität wird unsere Mannschaft zum Erfolg führen.
Zum Abschluss die Frage aller Fragen: Wie lauten deine Ziele mit der 1. Herren und der HSG in Zukunft?
Yannick Müller: Der Großteil der Mannschaft spielt seit Jahren zusammen, uns verbinden unzählige Abende. Wenn wir es schaffen, als Freundeskreis von der Kreisliga bis in die Oberliga aufzusteigen, wäre das unfassbar. Die Mannschaft und das Umfeld haben definitiv das Potenzial dazu. Ich glaube aber auch, dass wir noch nicht so weit sind. Wir sind noch jung. Aufzusteigen und darüber hinaus auch nachhaltig die Klasse zu halten erfordert sehr viel Arbeit. Die Mannschaft hat im letzten Sommer nochmal einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Wenn wir auf diesem Weg bleiben, bin ich überzeugt, dass wir das packen.
Das hat Spaß gemacht! Vielen Dank für deine ausführlichen Antworten.
Yannick Müller: Sehr gerne, viel Spaß beim Lesen.