Interview mit Jan Schäper

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Mit etwas Verspätung haben wir heute wieder ein Interview für euch. Das letzte aus der Reihe 1. Herren, möglicherweise setzen wir das Format aber doch fort.

Mittlerweile sinken die Zahlen, die Jungs dürfen wieder in der Halle trainieren und auch ein Starttermin für die Saison ist schon offiziell.

Es herrscht Aufbruchstimmung, auch bei unserem heutigen Gast, Jan Schäper.

Was unsere Nummer 16 von dem neu gestalteten Ligabetrieb hält, warum er sich selbst einen „Überlebenskünstler“ nennt und was ein Torwart, seiner Meinung nach mitbringen muss, erfährt ihr wie immer hier in diesem Interview!

Viel Spaß!

Hallo Jan! Willkommen zurück!

Jan Schäper: Erstmal hallo und schön, dass ich nun auch ein Teil bei dieser Interview-Reihe sein darf.

Die Saisonvorbereitung hat begonnen, manche Mitspieler hast du einige Monate nicht mehr gesehen. Wer hat sich körperlich, positiv oder auch negativ, am meistens verändert und wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Jan Schäper: Die Stimmung in der Mannschaft würde ich als locker und gut beschreiben, alle sind einfach froh, wieder als Mannschaft trainieren zu können. Wenig gelacht haben wir im Training eh sehr selten. Wer sich jetzt körperlich, ob positiv oder negativ, verändert hat, möchte ich gar nicht groß bewerten. Der körperliche Eindruck der ersten Trainingseinheiten war schon ziemlich positiv und man kann sicherlich sagen, dass meine Namensvetter auf dem Feld sich nicht verstecken müssen.

Mittlerweile hat man auch ein festen Termin. Die 1. Herren wird am 28.8. mit einem Heimspiel gegen den HSV Frechen starten. Wie sehr freust du dich, dass es bald endlich wieder losgeht und was hältst du von der veränderten Spielform mit Aufstiegs- und Abstiegsrunde? 

Jan Schäper: Natürlich freue ich mich riesig darauf. Letztendlich kommt man erst mit einem relativ normalen Ligabetrieb wieder zurück zu dem Handball, den wir alle wollen. Training schön und gut, aber Trainingsweltmeister war ich noch nie. Vor allem als Torwart fehlt im Training schon mal das Adrenalin, um sich immer „abschießen“ zu lassen. Deshalb hoffe ich, am 28.8. die Frechener in einer gut gefüllten HalfenhofArena empfangen zu können. Dann kommt das Adrenalin von ganz allein!

Mit der veränderten Spielform müssen wir uns jetzt einfach abfinden. Ich hätte es lieber gesehen, wenn wir ganz normal mit Hin- und Rückrunde geplant hätten, wie der HVN, aber im HVM wurde jetzt halt anders entschieden.

Du selbst bist mittlerweile neben deiner Tätigkeit als mannschaftsübergreifender Torwarttrainer auch fester Trainer der B-Jugend. Welchen Eindruck machen die Jungs bisher auf dich und warum hast du dich entschieden, Trainer einer Mannschaft zu werden?

Jan Schäper: Die Jungs sind super, alle haben Lust auf Handball und man hat gemerkt, dass sie es kaum abwarten konnten, endlich wieder in der Halle zu sein und aufs Tor zu werfen. Man muss aber auch sagen, dass wir sehr große Unterschiede in der B-Jugend haben, was die handballerischen und die körperlichen Voraussetzungen angeht. Da haben Nick und ich schon noch einige Aufgaben zu lösen und sicherlich auch keine ganz leichte Saison vor uns. Aber einfach kann ja jeder.

Generell hatte ich große Lust, wieder eine Mannschaft zu trainieren und hoffe auch darauf, bald die C-Lizenz machen zu können. Ich habe nun seit über 20 Jahren intensiv mit Handball zu tun und liebe diesen Sport einfach noch immer, da kommt einem schon mal häufiger der Gedanke, eine Mannschaft zu trainieren. Jetzt hat es sich einfach gerade wirklich gut angeboten und ich glaube auch, dass Nick und ich ein gutes Trainer-Gespann für die Jungs sind.

Persönlich bist du ein Lebemensch, der gerne reist und etwas von der Welt sieht. Ich denke, da kannst du uns zustimmen, oder? Welches Reiseziel würdest du jedem empfehlen und welcher Moment auf deinen Reisen prägt dich bis heute?

Jan Schäper:
Da kann ich definitiv zustimmen, wobei das Wort Lebemensch ja auch jeder anders interpretiert. Ich wurde mal als eine Art Überlebenskünstler bezeichnet, was ich auch durchaus treffend finde. Zumindest eine Art Überlebenskünstler in der heutigen Gesellschaft. Aber ich plane eben sehr ungern und lasse das Leben eigentlich komplett auf mich zukommen. Es stresst mich auch nicht, mal ein paar Monate kein festes Einkommen zu haben. Ich habe einfach ein hohes Grundvertrauen in mein bzw. das Leben. Einer der prägendsten Momente auf Reisen war dahingehend auf meinem ersten zweimonatigen Trip durch Kanada. Ich war seit zwei Wochen in einem fremden Land und bin das erste Mal komplett allein gereist. Nach einigen Tagen in Montreal hatte ich überhaupt keinen Anhaltspunkt mehr, was ich als nächstes machen soll, wohin ich soll und ich hatte auch keine Lust auf Menschen im Hostel zuzugehen. Heißt, ich war einfach was niedergeschlagen und unglücklich mit der Situation allein und ohne Plan zu sein. Aber da man ja doch was Essen muss, bin ich einfach alleine in ein Restaurant in der Nähe gegangen. Der Kellner und ich kamen ins Gespräch. Er (natürlich ein Deutscher Backpacker) erzählte mir, dass er mit zwei Freundinnen am Ende der Woche einen Roadtrip an die Ostküste starten wird und sie noch jemand viertes suchen. Wenn ich Lust habe, könne ich gerne mitkommen. Zack, da kam plötzlich eine Option aus dem nichts auf mich zu. Das hat mir dann schon gezeigt, dass dieses Vertrauen immer berechtigt ist. Gemacht habe ich es dann übrigens nicht. Die nächsten Möglichkeiten waren wohl noch besser.

Welches Reiseziel ich empfehlen kann, ist sicherlich einfach, wer ca. 1,5 Jahre in Kanada gelebt hat / gereist ist, der kann jetzt schlecht Holland sagen. (lacht)

Apropos Lebemensch: Dein Coach Gregor meint, dass Torhüter alle positiv einen an der Waffel haben! Kann man das wirklich so sagen? Und was ist das Wichtigste, das man mitbringen muss, als Handball-Torhüter?

Jan Schäper:
Das weiß ich gar nicht. Ich könnte es mir ja auch nicht vorstellen, mich am Kreis verkloppen zu lassen. Dann noch eher aus dem Rückraum fackeln … (lacht) Aber natürlich hilft es, wenn man dem Gegner den Spaß verderben will, oder ein wenig das Psycho-Duell bei einem 7m oder Tempogegenstoß mag.

Wirklich wichtig ist einfach die Bereitschaft sich, egal wer der Gegner ist, wie hart oder platziert auch geworfen wird, da rein stellen zu wollen, um diesen Ball zu halten und der Mannschaft damit zu helfen. Die körperlichen Voraussetzungen sind da gar nicht mal so wichtig, uns Torhüter gibt’s ja in allen Formen und Größen und das auf jedem Niveau.

Im Training probierst du gerne neue Sachen aus und forderst dich immer wieder selbst heraus. Welche ist deine Lieblingsübung und woher holst du dir die Inspiration für neue Übungen? Schaut man da auch mal bei anderen Sportarten vorbei?

Jan Schäper:
Tatsächlich habe ich meine „Lieblingsübung“ bei der HSG noch gar nicht gemacht. Dafür habe ich mich allerdings auch nach der längeren Pause noch nicht wirklich bereit gefühlt. Alle die, die den Film „Projekt Gold“ über die Heim-WM 2007 gesehen haben, erinnern sich vielleicht an die Übung aus dem Torwarttraining der Nationalmannschaft, bei dem ca. 70% des Tores durch eine Weichbodenmatte abgedeckt sind und der Torhüter seine „Ecke“ dann zumachen soll. Problem ist, es wird aus sehr kurzer Distanz (6-7m) und in der Regel sehr feste, gerne auch am Kopf vorbei, geworfen. Da braucht man nämlich dann schon einiges an Adrenalin und Bereitschaft sowie Selbstverständnis, um da zu stehen.
Ansonsten ist tatsächlich YouTube eine gute Möglichkeit, sich Inspiration für Übungen zu holen. Da habe ich mir dann auch mal aus anderen Sportarten Koordinationsübungen gesucht und die dann teilweise beim Online-Training benutzt. Als Torhüter finde ich aber auch den Ansatz aus dem Eishockey super, bei dem der Torhüter einfach von der gesamten Mannschaft geschützt wird, sobald ihm ein Gegenspieler zu nah kommt. Außerdem versammeln sich vor dem Spiel alle gemeinsam bei ihm und bedanken sich nach dem Spiel einzeln für seinen Einsatz. Nicht, dass ich das in der Form auf den Handball übertragen will, aber es wirkt für mich manchmal so, als würde die Mannschaft noch stärker darauf aus sein, ihr eigenes Tor zu verteidigen und ihrem Torwart zu helfen. Kann aber auch nur meine besondere Torhüter-Sichtweise sein.

Neben der journalistischen Tätigkeit für die “Harzhelden”, analysierst du liebend gerne die Kommentatoren bei der Übertragung von Handballspielen. Sehen/hören wir irgendwann „Sky-Kommentator Jan Schäper“?

Jan Schäper:
Erstmal muss ich sagen, dass ich bei den „Harzhelden“ bisher nur sehr sporadisch etwas machen konnte, dafür haben zuletzt einfach die Spiele unterhalb der 2.Bundesliga gefehlt. Aber ich bin mir sicher, dass ich demnächst wieder vermehrt Spielberichte und Artikel für sie schreiben kann.
Ob wir irgendwann mal den Handball-Kommentator Jan Schäper erleben werden? Ausschließen möchte ich es nicht. Ich hätte jedenfalls dann den Anspruch, die Szenen, die auf dem Feld passieren auch wirklich richtig zu sehen, zu verstehen und mitzubekommen. Sei es, was zum Beispiel die Schiedsrichter gerade entschieden haben oder dass der Torhüter bereits gewechselt wurde. Glücklicherweise habe ich meinen Trainer schon angesteckt, genau auf den Kommentar zu achten, so können wir uns auch manchmal nicht nur über das Spiel, sondern auch über die Kommentare austauschen bzw. aufregen. Auch wenn er sich letztens schon beschwert hat, dass einem dabei so viele „Fehler“ auffallen, dass es manchmal schwierig wird, einfach das Spiel zu genießen…

Du bist letztes Jahr nach einigen erfolgreichen Jahren in Bonn und einem längeren Auslandsaufenthalt zurück zu deinem Heimatverein gewechselt. Was hat sich merklich verändert in den Jahren und wo siehst du noch Entwicklungsbedarf?

Jan Schäper: Als ich, vor meinem letzten Jugendjahr, 2009 nach Köln gewechselt bin, war gerade erst die HSG (im Jugendbereich) beschlossen worden. Alleine dadurch hat sich ja schon extrem viel verändert. Ich hatte ja früher auch nie Training in Forsbach und kenne die Halfenhof-Arena eher noch als Ort, an dem wir mit der Jugend des SV Union Rösrath immer eher schlecht ausgesehen haben. Aber die generellen Strukturen, in denen Handball in Rösrath nun trainiert bzw. gespielt werden kann, sind schon fast Luxus. Wie oft stand uns, in Köln oder in Bonn, nur eine Hallenhälfte fürs Training zur Verfügung, solche Kompromisse müssen wir bei der HSG ja fast gar nicht machen. Des Weiteren sorgt das Team im Hintergrund auch für sehr gute Bedingungen, sei es nun mit dem Fitnessraum oder der Ausrüstung für Spieler und Trainer und der Sponsorenakquise.

Eine Entwicklung, die ich als sehr traurig erachte ist, dass es nur Herrenmannschaften und auch keinerlei weibliche Jugend mehr in der HSG gibt. Das ist für eine Handballabteilung dieser Größe schon enttäuschend und ich hoffe wirklich, dass wir in naher Zukunft auch wieder den weiblichen Jugendbereich aufbauen können, was dann sicherlich wieder zu Frauenhandball in Rösrath führt.

Kurz vor Schluss eine Entweder Oder Frage für dich: Tempogegenstoß parieren oder Rückraumwurf fangen? Was fühlt sich geiler an und warum?

Jan Schäper: Tatsächlich muss ich sagen, dass es sich geiler anfühlt, einen Rückraumwurf zu fangen, um am besten noch direkt einen Assist für den folgenden Tempogegenstoß zu bekommen. Allerdings kommt es wirklich deutlich seltener vor, als einen Gegenstoß zu parieren. Damit hast du auch schon das „Warum“. Man bekommt als Torhüter halt auch sehr früh beigebracht, die Bälle erst mal einfach abzuwehren, was dann auch sehr im eigenen Torwartspiel drin ist, so dass man das Fangen von festen Würfen kaum verinnerlicht. Umso schöner, wenn es dann mal klappt.

Und auch du bekommst ein letztes Mal die Frage gestellt: wie lauten deine Ziele mit der HSG und der 1. Herren in Zukunft?

Jan Schäper: In erster Linie Spaß am Handball. Wenn wir als Mannschaft zusammen Spaß haben, uns alle gegenseitig unterstützen und gut verstehen (in und außerhalb der Halle), dann werden wir auch unser vorhandenes Potential entfalten und erfolgreichen Handball spielen. Dazu eine ordentliche Portion Lockerheit und hohe Konzentration in Training und Spiel, dann haben wir gute Voraussetzungen, um in der Verbandsliga eine starke Saison zu spielen. Den entsprechenden Ehrgeiz bringen sowieso alle mit.
Als Trainer möchte ich ziemlich genau das vermitteln und wenn es passt, dann könnte ich mir auch vorstellen dabei mitzuhelfen, die HSG noch breiter aufzustellen bzw. weiterzuentwickeln.

Persönlich freue ich mich jetzt darauf, auch sportlich mal wieder richtig in Form und hoffentlich in den Spielen in eine Art „Flow“ zu kommen.

Das war’s schon! Vielen Dank für deine Zeit und jetzt ab zum Training!

Jan Schäper: Sehr gerne! Bis bald in der Halle.