Interview mit Nick Kutter

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Heute haben wir mit Nick Kutter wieder einen Interview-Gast. Normalerweise sitzt der 22-jährige Halbrechte auf der anderen Seite und stellt die Fragen, weshalb man glatt vergessen könnte, dass er auch selbst Spieler ist und an unserem Interviewformat teilnehmen muss/darf. Heute erfahrt ihr alles über seine eigentliche Lieblingsposition, wie er es schafft, sich nach Verletzungen schnell wieder in das Team zu kämpfen und woher sein Interesse an Journalismus und Social-Media wohl kommt.

Viel Spaß!

Guten Tag Herr Kutter!

Nick Kutter: Hallo! Ich freue mich schon, diesmal auf der anderen Seite zu sitzen!

Seit Jahren spielst du nun auf Halbrechts im Rückraum der 1. Herren, doch immer wieder merkst du an, dass dir diese Position eigentlich gar nicht so gut gefällt. Auf welcher Position würdest du dich selbst stellen, wenn du entscheiden dürftest?

Nick Kutter: Naja, ganz so ist es natürlich nicht. Als Rechtshänder ist es nicht immer leicht auf Halbrechts, besonders zur Mitte hin. Wie man bei der WM gesehen hat, müssen da aber selbst Spieler wie Mikkel Hansen durch. Am Ende gefällt mir die „Position“ auf dem Feld zu sein, da ist es ziemlich egal wo.

Aber wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich gerne auf der Mitte spielen. Das Spiel in die Hand zu nehmen, zu entscheiden wann welcher Spielzug gespielt wird, gefällt mir sehr. Danach würde ich mich dann für Halblinks entscheiden, auch wenn ich nicht der klassische Shooter bin.

„Man kann keinen Spielzug lernen, wenn man vorher den Ball nie fängt.“

Neben deiner Position als Spieler engagierst du dich außerdem seit einigen Jahren als Jugendtrainer im Verein. Wie gut hat sich deiner Meinung nach in den letzten Jahren die Jugendarbeit in der HSG verbessert und wo muss noch was getan werden?

Nick Kutter: Die Jugendarbeit in unserem Verein ist mir tatsächlich sehr wichtig, da ich der Meinung bin, dass man das Projekt was wir in der 1. Herren beginnen nur mit einer guten Jugendarbeit nachhaltig gestalten können. Mit der Zusammenführung der B- und A-Jugend mit dem SSV Overath haben wir ein Konzept entwickeln können, mit dem es uns möglich ist, den Jungs hier auch sportlich etwas zu bieten. Beide Mannschaften hätten diese Saison Oberliga gespielt. Das muss unser Ziel sein.

Was dagegen nicht so gut läuft ist eben dieses Ziel auch langfristig zu realisieren. Vor dem Zusammenschluss haben unsere B-Jugenden zum Teil Kreisklasse gespielt. Dafür müssen unsere Kids schon früh ausgebildet werden, die Grundlagen beherrschen, um dann ab der D-Jugend mit dem Taktischen konfrontiert zu werden. Man kann keinen Spielzug lernen, wenn man vorher den Ball nie fängt. Aber auch da haben wir uns neu aufgestellt und erzielen die ersten Erfolge, wie man in unserer E1 zu Beginn der Saison erkennen konnte.

„Das macht den Kopf noch etwas freier, wenn man da jemandem vertrauen kann.“    

Auch du warst in der Vergangenheit immer wieder von Verletzungen geplagt, vor allem deine Bänder im Sprunggelenk machen des Öfteren Probleme. Wie schaffst du es, trotz vieler Pausen immer wieder zurück zu kommen als wärest du gar nicht weg gewesen?

Nick Kutter: 3x links, 1x rechts. Ordentliche Bilanz mit 22, oder? Ich glaube, die größte Schwachstelle ist die Psyche. Unsere Nachbarn aus Refrath arbeiten nicht um sonst mit einer Sportpsychologin zusammen. Ich hatte noch Glück mit meinen Verletzungen. Die längste Ausfallzeit war 8 Wochen, da gibt es wesentlich schlimmere Verletzungen. Aber wie gesagt, ich versuche mir keinen Kopf zu machen und arbeite mit Markus zusammen, um so schnell wie möglich auf der Platte zu stehen. Außerdem habe ich in eine ordentliche Bandage investiert, die ich dauerhaft trage und vor den Spielen werde ich ab jetzt immer getapt. Großes Lob an der Stelle auch an die ärztliche Betreuung bei uns. Das macht den Kopf noch etwas freier, wenn man da jemandem vertrauen kann.

Aber nicht nur aufgrund einiger Verletzungen musstest du den Handball pausieren, auch freiwillig hattest du vor einiger Zeit für viele Monate mal die Welt erkundet und konntest daher kein Handball spielen. Hat der Handball und die Mitspieler in der Zeit sehr gefehlt und was war auf deiner Reise dein schönster Moment?

Nick Kutter: In den Momenten auf Weltreise, in denen du mal allein bist, da wünscht man sich manchmal, dass man sich für ein Training mal kurz nach Hause beamen könnte. In Toronto zum Beispiel habe ich mich in Sportforen angemeldet und mich zum Basketball oder Fußball spielen verabredet (Handball kennt da kein Schwein). Ansonsten erlebt man täglich so viel, dass einem sein liebstes Hobby sogar mal sehr unwichtig erscheint.

Den schönsten Moment aus insgesamt einem Jahr und fünf verschiedenen Ländern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, ist wirklich schwer herauszupicken. Aber wenn ich einen wählen müsste, dann als ich mit einem Kumpel auf Vancouver Island eine Rucksack Tour gemacht habe, mit Zelt und allem im Gepäck und wir nach 20 km nassgeschwitzt an der Küste eine Mittagspause eingelegt haben und sich vor unseren Augen ein Weißkopfseeadler einen Fisch fängt, um ihn neben uns im Baum zu verspeisen. Eine Stunde zuvor mussten wir noch einen Schwarzbären mit unseren Trillerpfeifen verjagen. Das war der Moment, in dem ich mir dachte: Alles richtig gemacht, mit dieser Reise!  

Du kommst aus einer Familie die den Handball durch und durch lebt, gab es überhaupt mal die Möglichkeit für dich einen anderen Sport auszuprobieren oder gab es für dich immer nur den Handball? Und was fasziniert dich besonders an dem Sport?

Nick Kutter: Ganz kurz habe ich mich als Fußballer beim SV Union Rösrath ausprobiert. Asche, Regen und Schimpfwörter waren zu Bambini Zeiten aber nicht ganz so meins. Danach war dann schnell klar, welche Sportart die nächste war, die ich ausprobieren wollte. Meine Mutter hat sich darüber glaube ich sehr gefreut.

Was mich besonders fasziniert? Die Härte, die Schnelligkeit und der gegenseitige Respekt. Besonders bei der WM ist mir aber nochmal aufgefallen, wie geil es aussieht, wenn da so ein Rückraumhühne den Ball ansatzlos in den Knick nagelt, oder an der Hüfte vorbeizieht. Diese Fähigkeit zu besitzen, immer und immer wieder mit einer hohen Präzision die Bälle zu werfen, fasziniert mich besonders.

Innerhalb der Mannschaft bist du auch als Kabinen DJ und im Allgemeinen immer für die Musik zuständig. Wie wählst du die richtigen Titel zum Aufwärmen für ein hitziges Derby aus und welche Titel dürfen bei der anschließenden Kabinenparty auf keinen Fall fehlen? Und denkst du, dass allen Mitspielern die Musik immer gut gefällt, oder ist dir das herzlich egal?

Nick Kutter: Tatsächlich liege ich wahrscheinlich so gegen 1 Uhr nachts im Bett und gehe meine Mediathek durch. Manche Lieder sind aber auch schon zu einem Ritual geworden. In der Kabine darf nach einem Sieg „All I Do Is Win“ von DJ Khaled nicht fehlen, sonst achte ich darauf, dass keine Lieder doppelt gespielt werden und die Musik sich mit dem Pegel steigert. Von Rap über Techno zu Schlager und dann reichts. Ob den Jungs mein Geschmack gefällt? Wenn nicht, wäre ich wohl nicht mehr im Amt. Aber insgeheim ist es mir selbst am wichtigsten, dass geile Mukke läuft und nicht nur Schlager.

Für dich auch eine entweder oder Frage: Entweder Aktiv-Urlaub am Tegernsee und köstlichem Tegernseer Hellen oder gemütlicher Strandurlaub bei 35 Grad + auf Mallorca?

Nick Kutter: Zu Ehren meines Opas würde ich einen Aktiv-Urlaub am Tegernsee jederzeit vorziehen und 35 Grad kann man sogar dort mit etwas Glück genießen.

Außerdem hat der Coach auch noch zwei Fragen an dich. Deine gute Arbeit im Social-Media Team fordert ein Talent in Sachen Pressearbeit, dazu kommt deine Begeisterung für Reisen und Fachmagazine wie die „Bravo Sport“ oder das Mickey Maus Heft. Erleben wir eines Tages den Journalist Nick Kutter?

Nick Kutter: Erstaunlich was der Coach sich alles merkt. (lacht) Aber ja momentan macht mir die Arbeit im Social Media Bereich für die HSG sehr viel Spaß. Den Journalisten Nick Kutter konnten gewisse Personen tatsächlich schon mal erleben. Als kleiner Junge habe ich mit meiner Tante, die beim DLF arbeitet, oft „Radio Interview“ gespielt. Mit Mikro und allem Drum und Dran. Die Aufnahmen werden wahrscheinlich auf meinem 40. abgespielt oder so.

Da ich mich aber mittlerweile für ein BWL-Studium entschieden habe, wird es wohl nicht mehr dazu kommen. Bisher reicht es mir, für die HSG hin und wieder ein paar Texte zu schreiben.    

Eine Maske und eine Bandage hast du jetzt. Nun fehlt eigentlich nur noch ein Helm für Heimwerkerarbeiten und die Chancen stehen gut, dass die Trainer in der nächsten Vorbereitung mal mehr von dir haben. Ist das richtig?

Nick Kutter: Bisher konnte ich mich immer ganz gut vor einer Vorbereitung drücken. (lacht) Seit ich im Herrenbereich spiele war ich entweder während der Vorbereitung im Ausland, oder verletzt. „Nach Corona“ sollte auch mein 1. Mal Saisonvorbereitung klappen, ich würde es mir zumindest wünschen.

„[…], da dürfen wir uns intern nicht zu viel Druck machen.“      

Zum Abschluss: Wie lauten deine Ziele mit der 1. Herren und der HSG?

Nick Kutter: Mittlerweile ist es nicht ganz einfach, das zu wiederholen, was meine Vorgänger schon gesagt haben. Mit der 1. Herren will ich mittelfristig Oberliga spielen und langfristig dort als etablierte Mannschaft auftreten. Ich glaube den Weg wollen wir Spieler alle einschlagen, deshalb schätze ich auch, dass uns dies gelingen wird. Wann genau werden wir sehen, da dürfen wir uns intern nicht zu viel Druck machen.  

Mit der HSG sind die Ziele weitreichender. Ich möchte, dass wir die Kinder in Rösrath/Overath dazu bekommen sich für den Sport und unseren Verein zu begeistern. In der Jugend würde ich mir wünschen, dass die Spieler bei uns menschlich sowie sportlich reifen können. Im Herrenbereich wäre eine 1. Herren als Aushängeschild mit einer 2. Mannschaft auf HVM-Ebene ein Traum.

Vielen Dank für deine Zeit trotz Klausurenphase.

Nick Kutter: Gerne. Besser als Instagram oder andere Social Media Seiten, um mich vom Lernen abzuhalten. (lacht)